Ich weiß nicht, wie Sie darüber denken. Jedenfalls war für mich die Zeitschrift "Öko-Test" garant für eine objektive, sachliche und unabhängige Berichterstattung. Eine Butter, die mit Milch von gentechnisch verändertem Tierfutter hergestellt ist, kann für mich niemals das Prädikat "sehr gut erhalten" . Umso erstaunter war ich, als mir eine Anfrage einer eifrigen mGGp Leserin zugespielt wurde. Sie hatte Öko-Test angeschrieben mit Bitte um Klärung, wie auf ein Produkt, das Tiere, die gentechnisch verändertes Futter bekamen, den Zusatz "sehr gut" erhalten kann. Die Antwort von Öko Test finden Sie im unteren Teil.
Es stellt sich die Frage, wem kann man noch trauen, wenn selbst ein so renommierter Verlag über schwerwiegende Aspekte hinwegsieht.
Sehr geehrte Frau XXXX (Name mGGp bekant),
vielen Dank für Ihre Email. Es stimmt, die frische Tafelbutter von Weihenstephan trägt das ÖKO-TEST-Label sehr gut.
Und wir wissen auch, dass gerade die Müller-Firmen – freundlich ausgedrückt - keinen gesteigerten Wert auf gentechnikfreie Futtermittel legen, und indem sie in verschiedenen Unterlagen zudem nur auf die Aufgabe des Gesetzgebers hinweisen, 'die Chancen und Risiken der Gentechnik zu beurteilen', ziehen sich die Firmen voll aus der Verantwortung heraus. Wir haben übrigens auch auf der ÖKO-TEST Homepage über die Entscheidung des OLG „Müller-Produkte dürfen weiter als 'Gen-Milch' bezeichnet werden“ berichtet, und zwar unter www.oekotest.de/cgi/nm/nm.cgi?doc=akt-050705-mueller .
Nachstehend ein paar allgemeine Hinweise zum Thema Gentechnik.
Greenpeace hat für den Einkaufsratgeber „Essen ohne Gentechnik“ bei Lebensmittelherstellern die Firmenhaltung zum Thema Gentechnik erfragt, also ob z.B. Milch von Kühen verarbeitet würde, die mit gentechnisch verändertem Futter gefüttert worden sein konnten. Konnte oder wollte dies von Herstellerseite nicht ausgeschlossen werden, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass die Kuh tatsächlich Genfutter bekam. Oder umgekehrt ist bei diesen eingeholten Hersteller-Auskünften auch nicht sicher, ob auf Genfutter verzichtet wird. Die Hersteller-Aussagen werden nicht umfassend überprüft. Allerdings fand Greenpeace in Futtermittel-Stichproben bei vier Höfen, die Müller-Milch beliefern, einen erheblichen Anteil genmanipulierter Soja.
Problematisch ist generell, dass sich gentechnisch verändertes Futter in Milch- und Fleischprodukten zur Zeit nicht nachweisen lässt. Und teilweise nicht überprüfbare Hersteller-Versicherungen in die Test-Tabelle aufzunehmen, ist für den Verbraucher u.E. auch nicht hilfreich.
Die ÖKO-TESTs werden vor allem unter ökologischen und gesundheitsspezifischen Aspekten durchgeführt. Die getesteten Produkte werden nach Inhaltsstoffen, Schadstoffen, Verpackungsmaterialien sowie bei der Produktion eventuell auftretende Belastungen für Umwelt und Gesundheit beurteilt. Dabei wenden wir unsere üblichen wissenschaftlichen Testkriterien an. Diese Kriterien sind klar abgrenzbare, messbare Fakten. Das bedeutet für die Bewertung von beispielsweise Milchprodukten, dass es eben um die Bewertung des Endproduktes geht. Produkte aus ideologischen Gründen abzuwerten – wie Greenpreace dies tut – ist uns als Testzeitschrift nicht möglich. Auf unsere Grenzen bei der Beurteilung der Produktionsbedingungen gehen wir z.B. auch in ÖKO-TEST-Magazin 7/2005 (siehe Seite 17) ein. Dennoch stehen wir natürlich dem Einsatz von Gentechnik in der Nahrungsmittelwirtschaft ebenso ablehnend und kritisch gegenüber und weisen ebenfalls auf die Vorteile des ökologischen Landbaus hin.
Ich würde mich freuen, wenn ich Ihnen mit diesen Informationen ein wenig weiterhelfen konnte. Bei weiteren Fragen, wenden Sie sich bitte an unsere Verbraucherberatung, Tel: 09001/707966, Sprechzeiten: Mo., Mi., Do., Fr. 9 bis 12 Uhr, Mi 14 bis 16 Uhr.
Mit freundlichen Grüßen
Claudia Hasselberg
Redaktionsassistentin
redaktion@oekotest.de
ÖKO-TEST Verlag GmbH
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